Leben und Werke von Sepp Thaler

Mit dieser Seite würdigt die Musikkapelle Auer den langjährigen Kapellmeister der Musikkapelle Auer, Organist, Chorleiter, Landeskapellmeister, Gründungsmitglied des VSM (Verband Südtiroler Musikkapellen), Komponisten (Märsche, Volkslieder in Mundart, Gedichte und viele andere Werke), …. und Opa, Uropa und Ururopa SEPP THALER.

 

In den Unterseiten wird ein Auszug folgender Themen angeführt:

 

 

Hier eine grobe Zusammenfassung seiner Lebensgeschichte:

Sepp Thaler *09.06.1901 +10.03.1982

Leben und Werk eines Südtiroler Komponisten

Im Juni 1901 erblickte Sepp Thaler als erstes von drei Kindern am Kirchplatz in Auer das Licht der Welt. Schon in seiner Kindheit wirkte er als Sängerknabe im Kirchenchor mit. Der damalige Kooperator, Nikolaus Pfaffstaller, entdeckte seine musikalische Begabung und brachte ihm die Anfänge des Klavier- und Orgelspiels bei. Da sowohl sein Großvater als auch sein Vater Kaufleute waren, wurde er als 13-Jähriger in die dreijährige Handelsschule nach Feldkirch/Vorarlberg geschickt. Während des dreijährigen Studiums erhielt Thaler Unterricht im Orgelspiel bei Prof. Alois Both. Mit 17 Jahren wirkte er bereits als Organist in seiner Heimatgemeinde Auer. Als nach dem ersten Weltkrieg die Blaskapelle neu gegründet wurde, erlernte er das Tenorhornspiel und wurde im Jahre 1922 zum Kapellmeister der Musikkapelle Auer gewählt. Sepp Thaler führte den Dirigentenstab (mit Unterbrechung während des 2. Weltkrieges) bis ins Jahr 1980.

Ebenso war auch beim Kirchenchor Not am Mann, und so stellte sich Thaler 1918 als Chorleiter und Organist zur Verfügung. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tode 1982 aus. Ebenso gelang es ihm, einen kleinen Kreis Sangesfreudiger zu einem Männerchor zu vereinigen.

In den nachfolgenden Jahren entstanden eine Reihe Volkslieder in heimischer Mundart die heute noch gerne von Männerchören gesungen werden.

Als Mann der sich aus ganzem Herzen mit Volk und Heimat verbunden fühlte, konnte es nicht ausbleiben, dass er den damaligen Behörden unbequem wurde. Obwohl sich Thaler jeder politischen Aktivität enthielt, war er den Behörden schon seiner deutschen Gesinnung wegen verdächtig. Im Jahre 1939 konnte man endlich zum Schlag gegen die „unbequeme“ Person ausholen. Unter fadenscheinigen Gründen wurde er im April verhaftet und nach einem „Scheinprozess“ vom Tribunal in Trient verurteilt. Im Sommer 1939 wurde der zwischen dem Deutschen Reich und Italien abgeschlossene Geheimvertrag, jenes unselige „Umsiedlungsabkommen“, bekannt. Im Zuge dieser Aktion wurden die in Trient Inhaftierten unter Polizeieskorte zum Brenner gebracht und den deutschen Behörden übergeben. Die Ehefrauen durften ihre Männer bis zur Grenze begleiten. Thaler fand sodann in Innsbruck von 1939 bis 1943 ein neues musikalisches Tätigkeitsfeld. Vom Verlangen nach weiterer Ausbildung beseelt, wurde er Schüler des bekannten Musikprofessors Josef Eduard Ploner und so entwickelte sich auch eine enge Freundschaft mit Sepp Tanzer. Hier holte er sich auch die notwendigen Kenntnisse bzw. das Rüstzeug zum selbständigen Komponieren. Doch auch diese Verbannung sollte zu Ende gehen. Nach dem sogenannten „Umsturz“ am 8. September 1943, einer gelungenen militärischen Aktion der Deutschen Wehrmacht in Italien, stand Sepp Thaler wieder die Rückkehr in die Heimat offen.

Ab 1943 folgten wieder Jahre sehr fruchtbarer Arbeit: es entstanden eine lange Reihe von Kompositionen für Blasmusikkapellen, sakrale Musikwerke, lustige Einakter, Singspiele und Gelegenheitskompositionen für verschiedene Anlässe. Zu seinen Hauptwerken zählen das dreiteilige, symphonische Werk „Die Etsch“ und das „Präludium Heroicum“.

Im Jahre 1948 wurde Sepp Thaler bei der Gründungsversammlung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen zum Verbandskapellmeister gewählt und übte das Amt bis 1980 aus. Für seine überragende Verdienste als Landeskapellmeister und Komponist und wegen seiner gesamten bedeutenden kulturellen Tätigkeit erhielt Südtirols große Musikerpersönlichkeit Sepp Thaler hohe Ehrungen und Auszeichnungen: den „Walther-von-der-Vogelweide-Preis“, das Verdienstkreuz des Landes Tirol, den Verdienststern des VSM, das goldene Verdienstkreuz des österreichischen Blasmusikverbandes und die goldene Förderermedaille des ASM. Vielfach wurde er als Wertungsrichter bei nationalen und internationalen Wertungsspielen nach Österreich, in die Bundesrepublik Deutschland und in die Schweiz berufen.

Man kann Thalers Lebensbild nicht abschließen, ohne auch festzuhalten, dass wir es seinen damaligen Bemühungen zu verdanken haben, dass im Jahre 1963 in Auer die Musikschule eröffnet werden konnte. Der starke Zuspruch beweist die Notwendigkeit dieser Einrichtung. Des Weiteren fanden auf seine Initiative hin in den sechziger und siebziger Jahren neun Kapellmeisterkurse hier statt.

Anlässlich der 175-Jahr-Feier der Aurer Musikkapelle im Jahre 1976 ernannte die Gemeinde Auer in Würdigung seiner großen Verdienste um das Musikleben Sepp Thaler zu ihrem Ehrenbürger. Ebenfalls wurde die Musikschule Auer und die Straße zum Probenlokal nach Sepp Thaler benannt. Den letzten glanzvollen Höhepunkt in Sepp Thalers Leben bildete die vom Verband der Südtiroler Musikkapellen gestaltete achtzigste Geburtstagsfeier am 14. Juni 1981 im Waltherhaus in Bozen. Die zahlreich anwesende Prominenz aus den verschiedensten Lebensbereichen unterstrich die Bedeutung dieser Feier. Sie war wohl die letzte Ehrerweisung und die Verabschiedung von einer Persönlichkeit, die das musikalische Geschehen in Südtirol durch Jahrzehnte maßgeblich geprägt und befruchtet hat.

Zum vierzigsten Todestag gedenken wir unserem geschätzten und hochverehrten Sepp Thaler am Sonntag, 6. März 2022 beim Gottesdienst um 9:30 Uhr in der Marienkirche. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Musikkapelle Auer, dem Kirchenchor Auer und dem Organisten Tobias Simonini (seinem Urenkel). Zudem ist ein Konzert zu Ehren und Gedenken Sepp Thalers am 07.05.2022 in Planung.

verfasst vom Enkel Hans Simonini